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Viele Menschen wollen immer dasselbe tun

Viele Menschen wollen in ihrem Leben einfach nichts ändern, sondern immer mehr desselben tun. Sie wollen auch dann noch an Verhaltensweisen festhalten, die irgendwann einmal sinnvoll waren, wenn sie vielleicht sogar schon wissen, dass das nicht mehr der richtige Ansatz sein kann. Markus Hengstschläger ergänzt: „Wir sind viel zu sehr in dem verankert, was wir kennen. Der Homo sapiens neigt sogar dazu, eine Variante, die sich einmal als bestmögliche herausgestellt hat, als die für immer einzig mögliche beizubehalten.“ Das könnte einer der Gründe sein, warum man vorwiegend für die Vorhersehbarkeit unterrichtet, plant, managt und trainiert. Natürlich muss das getan werden, aber es reicht nicht. Professor Markus Hengstschläger ist Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUni Wien.

Flexibilität begünstigt den Erfolg

Eine weitere Begründung für den Hang des Menschen für das Vorhersagbare könnte in der verbreiteten Annahme zu finden sein, dass fokussiert auf ein bekanntes Ziel hinzuarbeiten sicherer ist – sicherer im Sinne von höherer Wahrscheinlichkeit. Markus Hengstschläger stellt fest: „Wenn allerdings die eine dafür gewählte fokussierte Strategie falsch ist, ist die Erfolgschance sicher null. Man könnte auch in Richtung bekannte Zukunft immer wieder einmal riskantere Strategien wählen, anstatt immer nur mehr desselben zu tun.“

Markus Hengstschläger weiß: „Und schließlich ist Flexibilität manchmal sogar sicherer – sogar im Sinne von höherer Wahrscheinlichkeit auf Erfolg.“ Und wer sich zusätzlich mit dem weniger berechenbaren Morgen beschäftigt, begünstigt außerdem die Chancen, „unabsichtlich“ und „zufällig“ zu lernen. Umso mehr man zuhört, sucht und tut, ob fokussiert oder ergebnisoffen, desto häufiger kann man lernen ohne Lernabsicht. Man spricht dabei von sogenanntem inzidentellem Lernen.

Menschen müssen sich auf einen permanenten Wandel einstellen

Wer experimentiert, vergleicht und Ungewöhnliches ausprobiert, kann inzidentell besonders viel Neues im Zuge des Handelns lernen. Das ist aber natürlich auch möglich, wenn man zum Beispiel etwas beabsichtigt und ganz intentional sucht. Dabei begegnet einem genauso viel nicht Passendes. Markus Hengstschläger erklärt: „Das muss man abwägen und einschätzen – kognitiv bearbeiten – und dabei lernt man etwas. Dieses Lernen über andere Dinge geschieht nicht intentional.“ Erkenntnisse, die man sich durch inzidentelles Lernen aneignet, können aber quergedacht in anderen Zusammenhängen einmal zu Lösungen beitragen.

Sich gleichzeitig mit vorhersagbaren und noch ungewissen Aspekten zu beschäftigen, erweitert den Aktionsradius. Innerhalb dessen kann man inzidentell, als beiläufig, nicht zielgerichtet lernen. Wenn man das Unbewusste bewusst zulässt, eröffnet sich noch eine weitere Perspektive. Umso höher die Flexibilität, umso häufiger man etwas riskiert und etwas Neues ausprobiert, desto öfter scheitert man allerdings auch. Man macht Fehler und erlebt Rückschläge. Der Mensch im permanenten Wandel ist automatisch immer öfter mit großen psychischen Herausforderungen konfrontiert. Quelle: „Die Lösungsbegabung“ von Markus Hengstschläger

Von Hans Klumbies

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